tag:blogger.com,1999:blog-21792878157199546102024-03-13T09:16:55.946+01:00One more Blog of TippsOne more Blog of Tipps: Kommentare, Anregungen und verspielte Gedanken über Kunst und Kultur, Freizeit und Reise, HiFi und Wein und noch so manches mehr.
Verfasst und zusammengetragen von Manfred Horak,
Herausgeber von www.Kulturwoche.at.Manfred Horakhttp://www.blogger.com/profile/03359684299367284932noreply@blogger.comBlogger4125tag:blogger.com,1999:blog-2179287815719954610.post-55381658763431651282014-04-11T15:01:00.002+02:002014-04-11T15:05:17.477+02:00Album Artwork & Cover Design: David Bowie und Nick Lowe<!--[if gte mso 9]><xml>
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</xml><![endif]-->Nicht die Musik steht hier im Mittelpunkt,
sondern der erste Eindruck eines Musikalbums, das <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Album Artwork</i>, das <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Cover
Design</i>.<br />
Gegenübergestellt werden dabei immer zwei Album-Cover mit ähnlichem
Charakter. <br />
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Diesmal wenden wir uns also gewissermaßen der Metaebene
eines <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Album Artwork</i> zu. Simpel
eigentlich, aber vorzüglich. Es war im Jahr 1977, der Pub Rock in
Großbritannien wurde bereits von Punk abgelöst, und David Bowie schuf sich
seine eigene <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Art Decade</i>, inspiriert
von deutschen Bands wie Kraftwerk, NEU! und Can. Ein knappes Jahr vor seinem
LP-Debüt <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Jesus of the Cool</i> veröffentlichte
Nick Lowe wiederum (fast zeitgleich mit Bowies <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Low</i>) auf dem Stiff Label seine erste EP unter eigenen Namen. Und
das Wortspiel nahm seinen Lauf... </div>
<br />
<div class="MsoNormal">
<b>Low von David Bowie</b></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhOSQCvomEF9gYksbyWG-X5FL97m5aUdnFngunjn4_9u-oXto4y3rorkProVmq3MSsNd66sBDQy8aFfLpK6UtYLYsQsBPau369gyes-r1evvsh_p9SEfMUj9DVXbzrqiRtuWMUc_HZCA5FJ/s1600/Davie-Bowie_Low.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhOSQCvomEF9gYksbyWG-X5FL97m5aUdnFngunjn4_9u-oXto4y3rorkProVmq3MSsNd66sBDQy8aFfLpK6UtYLYsQsBPau369gyes-r1evvsh_p9SEfMUj9DVXbzrqiRtuWMUc_HZCA5FJ/s1600/Davie-Bowie_Low.jpg" height="320" width="320" /></a></div>
<div class="MsoNormal">
Im Jänner 1977 erschien die erste Platte der so genannten
Berlin-Trilogie von David Bowie. Titel des Albums: <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Low</i>. Dieses Album markierte auch den Beginn der Zusammenarbeit mit
Brian Eno. So ungewöhnlich diese desolate und fast schon depressive
Grundstimmung der Musikstücke vor allem auf der zweiten Plattenseite war (und
für viele möglicherweise heute noch ist), so fast schon transzendental mystisch
bleibt einem das <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Cover Art</i> selbst in
Erinnerung, das eine Bearbeitung eines Szenenfotos vom Nicolas Roeg Film <i style="mso-bidi-font-style: normal;">The Man Who Fell To Earth</i> [<i style="mso-bidi-font-style: normal;">Der Mann, der vom Himmel fiel; es war Bowies
erste Hauptrolle in einem Spielfilm; Anm.</i>] in Form eines wahren <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Low Profile</i> darstellt. Der Arbeitstitel
vom <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Low</i> Album war übrigens <i style="mso-bidi-font-style: normal;">New Music Night and Day</i>, und somit
kommen wir zum gegenüberstellenden Album von Nick Lowe.</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<br />
<br />
<b>Bowi von Nick Lowe</b></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiobFPWBS0Sq12bQNAjCeU6fhRQZHHM84ko6vhVaiIeOMWM9wW5taUxsPU_XIKClgcfHqiW4sdMeKHZuHrC7WwZjF6hQijQobwPeei9nClUQ3s8J3t8wJyUvbOBLFGTBFJ-aSrSbgBa8ti6/s1600/Nick-Lowe_Bowi.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiobFPWBS0Sq12bQNAjCeU6fhRQZHHM84ko6vhVaiIeOMWM9wW5taUxsPU_XIKClgcfHqiW4sdMeKHZuHrC7WwZjF6hQijQobwPeei9nClUQ3s8J3t8wJyUvbOBLFGTBFJ-aSrSbgBa8ti6/s1600/Nick-Lowe_Bowi.jpg" height="320" width="320" /></a></div>
<div class="MsoNormal">
Barney Bubbles sorgte für das durchschnittliche Design
(Foto: Peter Gravelle) der ersten EP von Nick Lowe, erschienen im Mai 1977.
Seltsamer Titel: <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Bowi</i>. Untertitel: <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Pure Pop For Now People</i>. Eine gewitzte
Anspielung bzw. Antwort auf David Bowies Album <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Low</i> also. Lowe entschied sich für diese Wortspielerei, weil er es
offenbar witzig fand, dass Bowie ein Album nach Lowe benannte (ohne freilich
ihn zu meinen), dabei aber den letzten Buchstaben weg ließ. So benannte Nick
Lowe seine EP also wiederum nach seinem Musikerkollegen und ließ ebenfalls den
letzten Buchstaben weg. <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Bowi</i> verhält
sich demnach zu Bowie wie Lowe zu <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Low</i>
und die <i style="mso-bidi-font-style: normal;">New Music Night and Day</i> wie
der <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Pure Pop For Now People</i>. Ein
klassischer Fall von typisch britischem Humor. </div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>Text: Manfred Horak</i></div>
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<br />
Sehr geehrte Damen und Herren!
<br />
<br />
- Die Bundesmuseen haben zwar das "Sammeln" als gesetzlichen Auftrag
bekommen, aber seit Jahren praktisch kein Budget für Kunstankäufe.
<br />
<br />
- Obwohl sich der reale Inflationsverlust seit 1999 auf ca. 30%
aufsummiert hat, wurde die Basisabgeltung der Bundestheater und der
Bundesmuseen seither - wenn überhaupt - nur marginal erhöht!
<br />
<br />
- Der Schweizerische Nationalfonds zur Förderung der
wissenschaftlichen Forschung erhält jährlich ca. Euro 740
Millionen an Bundeszuschüssen. Der österreichische Fonds zur
Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) hatte zuletzt
ca. Euro 200 Millionen jährlich an Förderungen vergeben. Jetzt
droht sogar die Halbierung des aktuellen FWF-Budgets!
<br />
<br />
- Das FWF-Programm zur Förderung künstlerischer Forschung hat
jährlich Euro 2 (zwei!) Millionen zur Verfügung und ist ein
international viel beachtetes Vorzeigeprojekt für intelligente
Stimulierung künstlerischer Innovationskraft abseits des
kommerziellen Kunstmarktes.
Mit einer Bewilligungsrate von nur 10,7% ist die Chance gefördert
zu werden, für KünstlerInnen noch wesentlich geringer als für
WissenschafterInnnen.
<br />
<br />
- Der Wissenschaftsminister hat für den tertiären Bildungs- und
Forschungssektor für die Jahre 2016 - 2018 ein Zusatzbudget von
Euro 1,6 Mrd. gefordert. Damit könnte die Inflation ausgeglichen
und die Betreuungsrelationen an den österreichischen Universitäten
zumindest zu einem kleinen Teil an die Standards in Deutschland
und der Schweiz angenähert werden.
Das Finanzministerium zeigt dem Vernehmen nach kaum Verständnis
für diese Forderung.
<br />
<br />
- Ein fertig geplantes Projekt zur Sanierung und Erweiterung der
Universität für angewandte Kunst, an der mehr als 2.000 Personen
unter räumlich unzumutbaren Bedingungen arbeiten und studieren,
wird von der Bundesregierung aus Spargründen abgesagt. Am selben
Tag beschließt diese Bundesregierung die Freigabe des 5-fachen
Budgets für eine Luxus-Sanierung des Parlamentsgebäudes und die
Anmietung der Hofburg als Luxus-Ausweichquartier für die
Politiker. Die alte WU war ihnen nicht gut genug.
<br />
<br />
- Ein privater Kunstsammler fordert den Staat auf seine private
Kunstsammlung aus Steuermitteln anzukaufen, damit sein
Unternehmen und 4.000 Arbeitsplätze (sic!) gerettet werden
können. Der Buchwert der privaten Kunstsammlung beträgt Euro 86
Millionen. Der Schuldenstand der Firma, die mit dem Verkauf der
Kunstsammlung an den Staat saniert werden soll, beträgt laut
Medienberichten mehrere hundert Millionen Euro. Der Kunstminister
beruft einen runden Tisch unter Beteiligung des Eigentümers der
Kunstsammlung, des Wirtschafts- und Wissenschaftsministeriums,
des Sozialministeriums, des Finanzministeriums und der
Gläubigerbanken ein.
<br />
<br />
- Der Vorsitzende der Universitätenkonferenz befürchtet öffentlich,
dass die Universitäten infolge von drohenden
Sparbudgets "Reduktionsprogramme" fahren müssen. Zu Gesprächen
mit dem Finanzministerium wurde er bisher nicht eingeladen. Kunst
und Wissenschaft als identitätsstiftende Elemente eines Staates,
der außer dem geistigen und kreativen Potenzial seiner
EinwohnerInnen über praktisch keine Ressourcen verfügt, sind am
politischen Kommunikationsradar der Politik offenbar nicht
existent. <br />
<br />
- Kann man wirklich nur mehr auf der Ebene von riesigen
Schuldensummen und gefährdeten Arbeitsplätzen argumentieren, um
vielleicht politisches Gehör zu finden? Was bedeutet das für
Universitäten und Kunstinstitutionen? Wie viele Arbeitsplätze
müssen betroffen, wie groß muss der Schuldenstand sein, damit
sich der Staat zu Investitionen in die Sicherung der Zukunft
dieser Schlüssel-Institutionen für den Kulturstaat Österreich
bereit findet? Welchen Stellenwert haben kleine innovative Start
up-Unternehmen in den Bereichen Wissenschaft und
Kreativwirtschaft und einzelne KünstlerInnen, DesignerInnen und
MusikerInnen, deren Zukunft durch die Beschädigung der
österreichischen Kunst- und Wissenschaftslandschaft nachhaltig
gefährdet wird?
<br />
<br />
- In den letzten sechs Jahren wurden einer einzigen Bank Euro 7,7
Milliarden aus Steuergeldern zugeschossen. Das entspricht dem
Budget aller österreichischen Kunstuniversitäten für 29
(neunundzwanzig!) Jahre. Noch genießen die österreichischen
Kunstuniversitäten international einen ausgezeichneten Ruf, der
den AbsolventInnen und nicht zuletzt der Republik Österreich zu
Gute kommt. Noch!
<br />
<br />
- 0,7% des Staatszuschusses an die Hypo-Alpe Adria Bank oder 58%
des Buchwertes der Sammlung Essl reichen aus, um den
österreichischen Kunstuniversitäten die Inflation in den drei
Jahren von 2016 - 2018 auszugleichen!
<br />
<br />
- Lediglich Euro 2 (zwei!) Mio. (0,02% der Hypo-Förderung oder 2,3%
des Buchwertes der Sammlung Essl) reichen aus, um die
Bewilligungsrate im FWF-Programm zur Förderung der künstlerischen
Forschung von 10% auf 20% zu erhöhen!
<br />
<br />
- Mit dem Buchwert der Sammlung Essl kann die geplante Erweiterung
der Universität für angewandte Kunst Wien mindestens 15 Jahre
lang finanziert und damit ihr internationaler Ruf gesichert
werden. <br />
<br />
-
Im April soll das Parlament das neue Bundesfinanzrahmengesetz für
die Jahre 2015 - 2018 beschließen.
Wann lässt der Finanzminister endlich die Katze aus dem Sack?
Wann deklariert er sich zur Frage, ob "systemrelevant" nur die
Schuldenübernahme einer bankrotten Bank und die "Rettung" von
Arbeitsplätzen in einem Baumarktkonzern sind oder zumindest im
gleichen Ausmaß auch Investitionen in die Sicherung der Zukunft
unserer Kunst- und Wissenschaftsinstitutionen.
<br />
<br />
Ich kenne das Argument, man dürfe nicht unterschiedliche Bereiche
gegeneinander ausspielen. Ganz in diesem Sinne fordere ich Sie auf,
danach zu handeln:
Spielen Sie die Zukunft nicht gegen die Vergangenheit aus. Lassen
Sie die Zukunft nicht gegen die Fehler der Vergangenheit verlieren.
Setzen Sie Fakten zur Sicherung der Zukunft für das Bestehen
Österreichs in der "Kreativ- und Innovationsgesellschaft" des 21.
Jahrhunderts ((C) Europäische Union): <br />
<br />
1. Zumindest volle Inflationsabdeckung für das Budget der
österreichischen Kunstuniversitäten in der kommenden
Leistungsvereinbarungsperiode 2016 - 2018
<br />
<br />
2. Zumindest volle Inflationsabdeckung für das Budget des FWF auf
der Basis des aktuellen Fördervolumens
<br />
<br />
3. Erhöhung des Budgetvolumens für das FWF-Programm zur Förderung
der künstlerischen Forschung von Euro 2 Mio. auf Euro 4 Mio.
jährlich
<br />
<br />
4. Freigabe der Finanzierung für die seit mehr als 10 Jahren vom
Wissenschaftsministerium und in dessen Auftrag von unabhängigen
Gutachtern geprüfte, als notwendig erachtete und schriftlich
zugesagte Flächenausweitung der Universität für angewandte Kunst
Wien in räumlicher Nähe zum Hauptstandort Oskar-Kokoschka-Platz
<br />
<br />
Mit besten Grüßen
<br />
Gerald Bast,
Rektor der <a href="http://www.dieangewandte.at/" target="_blank">Universität für angewandte Kunst Wien</a><br />
27.3.2014Manfred Horakhttp://www.blogger.com/profile/03359684299367284932noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2179287815719954610.post-74063854679694155182014-04-01T02:00:00.003+02:002014-04-02T00:53:33.122+02:00Premierenkritik von "Kurt Tucholsky trifft Hanns Eisler: Rosen auf den Weg gestreut" im Theater Spielraum<div class="MsoNormal">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEioh8yV0-mM2OV-zZ5oU6yfrmv-hkg7BxdcPC84zG-Dlpy-c6V9xv0dR0LccdjTOfC0zy_ia1FuEEIUIfbzRlr296Ibpa3be6pOH440hSCT_BR-wr9KaFkq3K6F4552Hc7cIu_OWR30GApL/s1600/jorde-kehr1.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEioh8yV0-mM2OV-zZ5oU6yfrmv-hkg7BxdcPC84zG-Dlpy-c6V9xv0dR0LccdjTOfC0zy_ia1FuEEIUIfbzRlr296Ibpa3be6pOH440hSCT_BR-wr9KaFkq3K6F4552Hc7cIu_OWR30GApL/s1600/jorde-kehr1.jpg" height="226" width="320" /></a>"<i>Jede Wirtschaft beruht auf dem Kreditsystem, das heißt auf
der irrtümlichen Annahme, der andere werde gepumptes Geld zurückzahlen. Tut er
das nicht, so erfolgt eine sog. ›Stützungsaktion‹, bei der alle, bis auf den
Staat, gut verdienen. Solche Pleite erkennt man daran, daß die Bevölkerung
aufgefordert wird, Vertrauen zu haben. Weiter hat sie ja dann auch meist nichts
mehr.</i>" Was sich wie eine satirische Erklärung zu aktuellen Anlässen liest, ist
ein kurzer Abriss aus "Kurzer Abriß der Nationalökonomie" von Kurt Tucholsky,
veröffentlicht am 15.9.1931. "<i>Nationalökonomie ist</i>", so schrieb er darin eingangs, "<i>wenn die Leute sich wundern, warum sie kein Geld haben.</i>" Ein Text der letzten
Endes so etwas wie das Herzstück des Abends war, wenn auch beileibe nicht der
einzige mit starkem Gegenwartscharakter. Die Wahrheit gilt nämlich auch dann
schon, wenn noch keiner sie erkennt, sagen die einen, wobei andere dem entgegenhalten,
dass man das Heute (die 2010er Jahre) mit der Welt von Gestern (die 1920er
Jahre) nicht vergleichen kann. Was in jedem Fall übrig bleibt sind unzählige
bis heute erinnerungswürdige Texte (Prosaische wie Liedtexte oder Gedichte),
sowie der bis heute moderne musikalische Zugang aus den Jahren zwischen
Weltkrieg I und Weltkrieg II. Einer der beliebtesten und populärsten Autoren in der
breiten Bevölkerung war sicherlich Kurt Tucholsky, wenn auch nicht bei denen da
oben. So versuchte z.B. der Börsenverein mit allen Mitteln einen Boykott von
Kurt Tucholskys Textsammlung "Deutschland, Deutschland über alles"
durchzusetzen, was dem Börsenverein allerdings nicht gelang, Tucholsky feierte
damit nämlich einen seiner größten Bucherfolge. In gewisser Weise ein Fan von
Kurt Tucholsky war wiederum der österreichische Komponist Hanns Eisler
(persönlich begegnet sind sich die beiden nie), der laut Werkliste 40 Lieder
nach Texten von Kurt Tucholsky schrieb, und einen Teil davon brachten Tristan
Jorde und Kristin Kehr zu Gehör, begleitet von Elisabeth Herscht-Garrelts am
Klavier. </div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<b>Das Leben muss man kauen!</b>
</div>
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj7Ldc0ibFVjPNL47a5QRaCW8cGGWOqV5qXX-uPvoHTjziiaTezV5Q1BvWJJY9lQAPNbYfXy-5kfCMqK93UcuSjsrWmD96GZqIveACkVQLRbK-tH7A9O5ytTNVAP12BSLG6B93UJyzvBdmz/s1600/kehr.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj7Ldc0ibFVjPNL47a5QRaCW8cGGWOqV5qXX-uPvoHTjziiaTezV5Q1BvWJJY9lQAPNbYfXy-5kfCMqK93UcuSjsrWmD96GZqIveACkVQLRbK-tH7A9O5ytTNVAP12BSLG6B93UJyzvBdmz/s1600/kehr.jpg" height="226" width="320" /></a>Revuehaft wird das Stück zusammengehalten und vorangetrieben,
umrahmt von biografischen Sprechnotizen, die den Musiktheaterabend einleiten
und ausblenden. Besonders stark herausgeschält in dieser szenischen Abfolge ist die
Treffsicherheit der eingangs erwähnten wagemutigen Prognosen, aus der sich die
Frage ableiten lässt wie es um die Vergegenwärtigung vergangener Zeiten als
Möglichkeit kultureller Orientierung steht, also quasi die Beziehungen zwischen
Politik und Musik, das Verhältnis von Musik und Macht bzw. Herrschaft.
Politische Musik ist freilich das Spielen von Nationalhymnen bei Staatsakten genauso wie das Singen auf Demonstrationen. Die Lieder von Hanns Eisler zu den
Texten von Kurt Tucholsky (nicht zu vergessen die langjährige Zusammenarbeit
von Hanns Eisler und Bertolt Brecht, deren Lieder an diesem Abend allerdings
außen vor blieben) gehen darüber hinaus. Sie sind ebenfalls politische Lieder,
aber eben auch weit mehr, oder, wie Hanns Eisler einmal kritisch anmerkte: "<i>Unfähig, die gesellschaftliche Situation zu verstehen, schreibt er </i>[der
moderne Musiker; Anm.]<i> Musik, die über alles Menschliche erhaben ist.</i>" Hanns
Eisler zielte jedenfalls mit seiner Musik, so wie auch ein Dmitrij
Schostakowitsch oder Mikis Theodorakis, mit einer Zurücknahme des
kompositorischen Anspruchs auf unmittelbare Verständlichkeit. Und genau an
diesem Punkt kamen die Texte von Kurt Tucholsky ins Spiel. Die Satire. Der
Spott. Die Warnung. Die Hoffnung und der Spaß. Letzteres ist z.B. im grandios
verzärtelten Lied über Anna Luise zu hören: "<i>Wenn die Igel in der Abendstunde /
still nach ihren Mäusen gehen / hing auch ich verzückt an deinem Munde / und es
war um mich geschehn...</i>" Wie hier und in anderen Liedern Tristan Jorde es
versteht feine Nuancierungen zu setzen ist erstaunlich, umso mehr, da man ihn
bisher in erster Linie als sehr guten Schauspieler bzw. Performancekünstler
(Stichwort Ernst Jandl) wahrgenommen hat und weniger als Sänger. Ungleich
schwerer tat sich hingegen die in Hamburg lebende Schauspielerin Kristin Kehr
in den hohen Gesangsparts, davon abgesehen harmonieren die beiden bestens und ihnen
gelang mit "Rosen auf den Weg gestreut - Eisler trifft Tucholsky" ein
pointiertes wie kurzweiliges szenisches Stück. An Highlights hat es jedenfalls
nicht gemangelt, sei es in der bitterbösen Textsatire "Der Mensch" (<i>Man könnte
den Menschen gradezu als ein Wesen definieren, das nie zuhört. Wenn er weise
ist, tut er damit recht: denn Gescheites bekommt er nur selten zu hören.</i>), sei
es in Liedern wie "Rosen auf den Weg gestreut" (<i>Küsst die Faschisten, wo ihr
sie trefft</i>). Kurt Tucholsky definierte seine
Texte als Tendenzkunst, als operative Dichtung im Dienste politischer Aufklärung
und Veränderung. Kompromisslose und intelligente Texte, die Dank Hanns Eisler
ein zeitloses musikalisches Kleid erhielten. Mehr noch als die Texte von Kurt
Tucholsky gilt es aber eigentlich das umfangreiche musikalische Schaffen von Hanns
Eisler wieder zu entdecken - Jorde/Kehr/Herscht-Garrelts haben mit diesem eigen
produzierten Themenabend einen ersten wichtigen Schritt gesetzt, und da kann
man eigentlich nur Danke sagen. "<i>Ich hoffe, Ihnen mit diesen Angaben gedient zu
haben, und füge noch hinzu, daß sie so gegeben sind wie alle Waren, Verträge,
Zahlungen, Wechselunterschriften und sämtliche anderen
Handelsverpflichtungen -: also ohne jedes Obligo.</i>"<br />
<br />
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhDe2MNV0b6l5RanG41Ho-9ssjj_vSMv2G_4SvZGZRKhjiS5mc5tv6Zzo0fvmyHPeqeAv95tJLq7wi8QZukwQtxlOY16toGKDFnQ84Cd-t4AnZWwo2gaYnKbicq7rdb_q4nd8tL8Qe-YSFs/s1600/jorde-kehr.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhDe2MNV0b6l5RanG41Ho-9ssjj_vSMv2G_4SvZGZRKhjiS5mc5tv6Zzo0fvmyHPeqeAv95tJLq7wi8QZukwQtxlOY16toGKDFnQ84Cd-t4AnZWwo2gaYnKbicq7rdb_q4nd8tL8Qe-YSFs/s1600/jorde-kehr.jpg" height="226" width="320" /></a>Text: Manfred Horak<br />
Fotos: Barbara Palffy<br />
<br />
<b>Kurz-Infos:</b><br />
Rosen auf den Weg gestreut<br />
<span style="color: black;"><a href="http://www.theaterspielraum.at/" target="_blank"><u><b>Theater Spielraum</b></u></a></span> <br />
Kritik zur Premiere am 27.3.2014<span style="color: black;"><b><br /></b></span><br />
<br />
<b>Von und mit </b>Tristan Jorde und Kristin Kehr <br />
<b>Am Klavier:</b> Elisabeth Herscht-Garrelts<b><br />
</b><br />
<br />
<b>Nächster Termin:</b>
<br />
17.5.2014 (<span style="color: black;"><a href="http://www.porgy.at/" target="_blank"><u><b>Porgy & Bess</b></u></a></span>; 19 Uhr) Manfred Horakhttp://www.blogger.com/profile/03359684299367284932noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2179287815719954610.post-24073055677549675532014-04-01T01:32:00.002+02:002014-04-01T02:11:01.063+02:00Premierenkritik zum Theaterstück ALLERWELT im Schauspielhaus Wien<div style="text-align: right;">
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Ausgangspunkt ist die in Wien Simmering gelegene
Flüchtlingssiedlung Macondo, ums Wurzeln schlagen in der Fremde wie eine
Karotte, wie wir gleich zu Beginn des Stücks erfahren. Macondo steht
(mittlerweile) auch für (beinahe) Hundert Jahre Einsamkeit - im Jahr 1915 wurde
nämlich dieser letzte große Kasernenbau der Monarchie in Wien fertig gestellt,
und tatsächlich irgendwann nach dem fiktiven Dorf aus dem Roman "Hundert Jahre
Einsamkeit" von Gabriel Garcia Marquez umbenannt. Macondo in Wien Simmering ist
ein Ort, in dem Flüchtlinge von aktuellen Kriegsschauplätzen aus allen Teilen
der Welt auf Bewohner, die seit 1956 ihren Heimatort gefunden haben, treffen.
Diese Entwurzelung, Verwurzelung, Erlebnisse und Traumata werden in "Allerwelt"
in zahlreiche Geschichten verpackt. Die Erzählenden sind die Flüchtlinge
selbst, wobei hier offensichtlich Fiktion mit Realität verwoben wird und starke
Anleihen an <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Alice_im_Wunderland" target="_blank">Alice im Wunderland</a> von Lewis Carroll Eingang finden, aber auch in <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Tausendundeine_Nacht" target="_blank">Tausendundeine Nacht</a> mit der endlos verwobenen Geschichte von Scheherazade,
und nicht zuletzt im Koran, Sure 20, Vers 56: "<i>Bist du zu uns gekommen, um
uns mit deiner Zauberei aus unserem Land zu vertreiben?</i>" Ähnlich wie generell in
Sure 20 enthält jede der Allerwelt-Geschichten verschiedene Aspekte und jede
Biografie hat Details, welche in keiner anderen enthalten sind, und so wie der
Koran selbst Erinnerung ist, sind die erzählten Geschichten Erinnerung. </div>
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<b>Geschichten zu erzählen, die bislang ungehört waren </b>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhR6hrBlWUwu6RfKK-xG_lelVOvKzqFVcyTDiJKJzRvvuCwEtljbDQnX3_PSb4Y-JdHf14gInnmOWL-ccCAzdbV2kHghQCyiOPS5MbZqY5H3ik-sfvYRKBBw8GsLWGRtw3LpZsgu8MfdfU-/s1600/allerwelt_horvath_kirsch.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhR6hrBlWUwu6RfKK-xG_lelVOvKzqFVcyTDiJKJzRvvuCwEtljbDQnX3_PSb4Y-JdHf14gInnmOWL-ccCAzdbV2kHghQCyiOPS5MbZqY5H3ik-sfvYRKBBw8GsLWGRtw3LpZsgu8MfdfU-/s1600/allerwelt_horvath_kirsch.jpg" height="320" width="213" /></a>Die Bühne (zu Beginn mit durchsichtigem Vorhang), gekonnt umgesetzt
von Janina Audick, zeigt in der Eingangssequenz bildhafte Szenen. Sehr
beeindruckend, dabei ziemlich spooky und gleichzeitig mit einer irritierenden
Ästhetik, bewegt sich Barbara Horvath zu <a href="https://www.youtube.com/watch?v=iwthPvFzPvU" target="_blank">"Machine Gun" von Portishead</a>. Eine
Szene, die immer wieder vorkommt, mal mit, mal ohne Musik, und eine große
Traurigkeit und eine noch größere Traumata in sich birgt. Flüchtlinge aus
verschiedenen Jahrzehnten und unterschiedlichen Ländern - Ungarn 1956,
Tschechoslowakei 1968, Chilenen auf der Flucht vor dem Pinochet Regime (frühe
1970er Jahre) und Flüchtlinge aus Tschetschenien, Türkei, Somalia, Afghanistan,
Iran, Irak - erzählen ihre Geschichte. Durch das Stück führt in gewisser Weise
Mila Katz, quasi die Alice aus dem Wunderland, dargestellt von der
hervorragenden Nicola Kirsch. "<i>Ich habe in meiner Auseinandersetzung versucht,
auch Geschichten zu erzählen, die bislang ungehört waren</i>", so Stückeschreiber
Philipp Weiss, "<i>Geschichten, die die gängigen Erwartungen darüber, was ein
Flüchtlingsschicksal ist und wie es zustande kommt, auch unterlaufen.</i>"
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<b>Obszön und heftig bis poetisch, polemisch, humoristisch </b>
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Jugendslangs und diverse Akzente, wie z.B. deutsch-ungarisch - voll aufgehend in seiner Rolle dabei Steffen Höld als ungarischer
Grenzbeamter Gaspar - bestimmen das Sprachbild, von obszön und heftig bis
poetisch, polemisch, humoristisch. Pantomimik entsteht schließlich dort, wenn
die Sprache Pause hat bzw. nur sehr sparsam eingesetzt wird. Besonders
auffällig und gelungen z.B. die Gesichtsartistik von Katja Jung, die im
pompösen Kleid durch ihr Königinnengehabe besticht und an eben diese Wunderlandfigur
erinnert. Sehr präsent auch die großartige Veronika Glatzner als Mutter, die
mit ihren beiden Kindern (Theodora Guschlbauer und Simon Maurer) ständig auf
der Flucht ist. Großer Schwachpunkt des Stücks ist die Szene zum Prager
Frühling 1968. Hier schwächelt es im Text gewaltig. Grandios hingegen der
Schlussteil mit dem superben Florian Manteuffel als chilenischer Revoluzzer Guillermo
und einer aberwitzigen Simultanübersetzung von Katja Jung. Da schließt sich
dann der Kreis zum Beginn des Stücks, in dem ein letztes Mal der Versuch gestartet
wird den Ort Allerwelt zu definieren. Im Gedächtnis bleiben allerdings frühe Dialoge wie "<i>Entschuldigung, ich bin fremd hier.</i>" - "<i>Entschuldigung, das sind wir alle!</i>", und
Aussagen wie "<i>Die Revolution ist nicht tot. Sie ist noch nicht geboren.</i>" Nach
einigen Schweigeminuten endet das Stück. Der Schlussapplaus ist dafür umso
lauter. </div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjmgYnZtS3jeErQ_JRodg94C3XdKuBhPgJwGhPF-y-no7CQDujUljIKaVA17DS6tz5uPJQw3sA5uaQpEUfi-40bfl2ZyVQSdT8uQgddE3geEULsN6ZKyv3jQrnABMCc1NOocp-zxjec3lDq/s1600/allerwelt.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjmgYnZtS3jeErQ_JRodg94C3XdKuBhPgJwGhPF-y-no7CQDujUljIKaVA17DS6tz5uPJQw3sA5uaQpEUfi-40bfl2ZyVQSdT8uQgddE3geEULsN6ZKyv3jQrnABMCc1NOocp-zxjec3lDq/s1600/allerwelt.jpg" height="213" width="320" /></a></div>
Text: © Manfred Horak</div>
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Fotos: © Alexi Pelekanos<br />
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<b>Kurz-Infos:</b><br />
Allerwelt<br />
<a href="http://www.schauspielhaus.at/" target="_blank"><b>Schauspielhaus Wien</b></a><br />
Kritik zur Premiere am 20.3.2014<br />
<b>Weitere Termine:</b><br />
4.4., 15.4., 16.4.<br />
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<b>Autor:</b> Philipp Weiss<br />
<b>Regie:</b> Pedro Martins Beja<br />
<b>Bühne/Kostüme: </b>Janina Audick<br />
<b>Musik:</b> Jörg Follert<br />
<b>Video: </b>Sacha Benedetti <br />
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Mit:</b><br />
Veronika Glatzner, Barbara Horvath, Steffen Höld, Katja Jung, Nicola Kirsch, Florian
von Manteuffel, Gideon Maoz, Simon Zagermann
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<b>Kinder:</b><br />
Theodora Guschlbauer, Simon Maurer
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Manfred Horakhttp://www.blogger.com/profile/03359684299367284932noreply@blogger.com0